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Schizophrenie – eine einheitliche Krankheit?: Ergebnisse aus 25 Jahren ABC-Studie
Zusammenfassung Hintergrund Die ABC-Schizophrenie-Studie, über 25 Jahre von demselben Team durchgeführt, verfolgte zunächst das Ziel, Ausbruch, Prodromalphase und den Geschlechtsunterschied im Erstaufnahmealter der Schizophrenie zu klären. Die systematisch aufgebaute Studie gründete auf Teilergebnis...
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Published in: | Nervenarzt 2013-09, Vol.84 (9), p.1093-1103 |
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Main Authors: | , , |
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Language: | ger |
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creator | Häfner, H. Maurer, K. an der Heiden, W. |
description | Zusammenfassung
Hintergrund
Die ABC-Schizophrenie-Studie, über 25 Jahre von demselben Team durchgeführt, verfolgte zunächst das Ziel, Ausbruch, Prodromalphase und den Geschlechtsunterschied im Erstaufnahmealter der Schizophrenie zu klären. Die systematisch aufgebaute Studie gründete auf Teilergebnissen, neue Prüfhypothesen und neue Projektziele.
Methoden
Untersucht wurden Prodromalphase, erste Episode, mittel- und langfristiger Verlauf der Schizophrenie und ihrer Symptomdimensionen an einer bevölkerungsbezogenen Stichprobe von 276 Erstaufnahmen (= 232 ersten psychotischen Episoden; 12–59 Jahre) und einer Teilstichprobe von 130 Erstaufnahmen (115 ersten Episoden). Wir verglichen die Daten mit alters- und geschlechtsgematchten „gesunden“ Kontrollen und mit Erstaufnahmen unipolarer Depression. An davon unabhängigen 1109 konsekutiven Erstaufnahmen von Schizophreniespektrumsstörungen untersuchten wir Veränderungen der Symptomatik über die Lebensalter.
Ergebnisse
Die Prodromalphasen von Schizophrenie und schwerer bis mittelschwerer Depression sind bis zum Auftreten positiver Symptome kaum unterscheidbar. Das häufigste Symptom im Gesamtverlauf der Schizophrenie, depressive Verstimmung, ist auch das häufigste Initialsymptom beider Krankheiten. Prodromale Depression prädiziert mehr depressive und positive Symptomatik in der ersten Episode, aber nicht im weiteren Verlauf.
Die Ersterkrankungen an Psychose – diagnostiziert nach ICD 9 (295, 297, 298.3/4) – erreichen bei Männern einen steilen Gipfel bei 15 bis 24 Jahren, bei Frauen einen flacheren bei 15 bis 29 Jahren und einen zweiten, niedrigeren Gipfel im Menopausenalter bei 45 bis 49 Jahren. Die Erklärung, bestätigt im Tierversuch, ist eine Schutzwirkung durch Östrogen, durch Minderung der Sensitivität von D
2
-Rezeptoren. Sie wird durch erhöhtes genetisches Risiko antagonisiert.
Funktionelle und soziale Beeinträchtigung treten bereits in der Prodromalophase auf. Ihr Ausmaß ist vom Geschlecht und vom erreichten Status abhängig. Junge schizophrene Männer haben einen ungünstigeren sozialen Verlauf wegen eines früheren Krankheitsausbruchs und sozial negativen Krankheitsverhaltens. Im Alter kommt es nur noch zu milderer, vorwiegend paranoider Symptomatik und zu geringeren sozialen Einbußen. Schizophrenie ist eine Erkrankung aller Lebensalter ohne wesentlichen Geschlechtsunterschied in den lebenslangen Inzidenzraten, aber mit erheblichen Unterschieden in verschiedenen Lebensphasen.
Der Verlauf der Mittelwerte der Symptom |
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Hintergrund
Die ABC-Schizophrenie-Studie, über 25 Jahre von demselben Team durchgeführt, verfolgte zunächst das Ziel, Ausbruch, Prodromalphase und den Geschlechtsunterschied im Erstaufnahmealter der Schizophrenie zu klären. Die systematisch aufgebaute Studie gründete auf Teilergebnissen, neue Prüfhypothesen und neue Projektziele.
Methoden
Untersucht wurden Prodromalphase, erste Episode, mittel- und langfristiger Verlauf der Schizophrenie und ihrer Symptomdimensionen an einer bevölkerungsbezogenen Stichprobe von 276 Erstaufnahmen (= 232 ersten psychotischen Episoden; 12–59 Jahre) und einer Teilstichprobe von 130 Erstaufnahmen (115 ersten Episoden). Wir verglichen die Daten mit alters- und geschlechtsgematchten „gesunden“ Kontrollen und mit Erstaufnahmen unipolarer Depression. An davon unabhängigen 1109 konsekutiven Erstaufnahmen von Schizophreniespektrumsstörungen untersuchten wir Veränderungen der Symptomatik über die Lebensalter.
Ergebnisse
Die Prodromalphasen von Schizophrenie und schwerer bis mittelschwerer Depression sind bis zum Auftreten positiver Symptome kaum unterscheidbar. Das häufigste Symptom im Gesamtverlauf der Schizophrenie, depressive Verstimmung, ist auch das häufigste Initialsymptom beider Krankheiten. Prodromale Depression prädiziert mehr depressive und positive Symptomatik in der ersten Episode, aber nicht im weiteren Verlauf.
Die Ersterkrankungen an Psychose – diagnostiziert nach ICD 9 (295, 297, 298.3/4) – erreichen bei Männern einen steilen Gipfel bei 15 bis 24 Jahren, bei Frauen einen flacheren bei 15 bis 29 Jahren und einen zweiten, niedrigeren Gipfel im Menopausenalter bei 45 bis 49 Jahren. Die Erklärung, bestätigt im Tierversuch, ist eine Schutzwirkung durch Östrogen, durch Minderung der Sensitivität von D
2
-Rezeptoren. Sie wird durch erhöhtes genetisches Risiko antagonisiert.
Funktionelle und soziale Beeinträchtigung treten bereits in der Prodromalophase auf. Ihr Ausmaß ist vom Geschlecht und vom erreichten Status abhängig. Junge schizophrene Männer haben einen ungünstigeren sozialen Verlauf wegen eines früheren Krankheitsausbruchs und sozial negativen Krankheitsverhaltens. Im Alter kommt es nur noch zu milderer, vorwiegend paranoider Symptomatik und zu geringeren sozialen Einbußen. Schizophrenie ist eine Erkrankung aller Lebensalter ohne wesentlichen Geschlechtsunterschied in den lebenslangen Inzidenzraten, aber mit erheblichen Unterschieden in verschiedenen Lebensphasen.
Der Verlauf der Mittelwerte der Symptomdimensionen mündet 2 bis 5 Jahre nach der ersten Episode in ein Plateau. Dahinter stehen unregelmäßige Symptomexazerbationen von unterschiedlicher Dauer. Das Krankheitsgeschehen vermittelt nicht das Bild eines stabilen Residuums gestörter Hirnentwicklung oder eines kontinuierlich verlaufenden neurodegenerativen Prozesses, sondern den Eindruck repetitiver Krisenanfälligkeit.</description><identifier>ISSN: 0028-2804</identifier><identifier>EISSN: 1433-0407</identifier><identifier>DOI: 10.1007/s00115-013-3788-6</identifier><language>ger</language><publisher>Berlin/Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg</publisher><subject>Medicine ; Medicine & Public Health ; Neurology ; Neurosurgery ; Originalien ; Psychiatry ; Psychopharmacology ; Psychosomatic Medicine ; Psychotherapy</subject><ispartof>Nervenarzt, 2013-09, Vol.84 (9), p.1093-1103</ispartof><rights>Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013</rights><lds50>peer_reviewed</lds50><woscitedreferencessubscribed>false</woscitedreferencessubscribed><cites>FETCH-LOGICAL-c1556-a0fa325ab828de764034d8fa40d174951937a47180c4aa7b1e3f296bf01760f33</cites></display><links><openurl>$$Topenurl_article</openurl><openurlfulltext>$$Topenurlfull_article</openurlfulltext><thumbnail>$$Tsyndetics_thumb_exl</thumbnail><link.rule.ids>314,777,781,27905,27906</link.rule.ids></links><search><creatorcontrib>Häfner, H.</creatorcontrib><creatorcontrib>Maurer, K.</creatorcontrib><creatorcontrib>an der Heiden, W.</creatorcontrib><title>Schizophrenie – eine einheitliche Krankheit?: Ergebnisse aus 25 Jahren ABC-Studie</title><title>Nervenarzt</title><addtitle>Nervenarzt</addtitle><description>Zusammenfassung
Hintergrund
Die ABC-Schizophrenie-Studie, über 25 Jahre von demselben Team durchgeführt, verfolgte zunächst das Ziel, Ausbruch, Prodromalphase und den Geschlechtsunterschied im Erstaufnahmealter der Schizophrenie zu klären. Die systematisch aufgebaute Studie gründete auf Teilergebnissen, neue Prüfhypothesen und neue Projektziele.
Methoden
Untersucht wurden Prodromalphase, erste Episode, mittel- und langfristiger Verlauf der Schizophrenie und ihrer Symptomdimensionen an einer bevölkerungsbezogenen Stichprobe von 276 Erstaufnahmen (= 232 ersten psychotischen Episoden; 12–59 Jahre) und einer Teilstichprobe von 130 Erstaufnahmen (115 ersten Episoden). Wir verglichen die Daten mit alters- und geschlechtsgematchten „gesunden“ Kontrollen und mit Erstaufnahmen unipolarer Depression. An davon unabhängigen 1109 konsekutiven Erstaufnahmen von Schizophreniespektrumsstörungen untersuchten wir Veränderungen der Symptomatik über die Lebensalter.
Ergebnisse
Die Prodromalphasen von Schizophrenie und schwerer bis mittelschwerer Depression sind bis zum Auftreten positiver Symptome kaum unterscheidbar. Das häufigste Symptom im Gesamtverlauf der Schizophrenie, depressive Verstimmung, ist auch das häufigste Initialsymptom beider Krankheiten. Prodromale Depression prädiziert mehr depressive und positive Symptomatik in der ersten Episode, aber nicht im weiteren Verlauf.
Die Ersterkrankungen an Psychose – diagnostiziert nach ICD 9 (295, 297, 298.3/4) – erreichen bei Männern einen steilen Gipfel bei 15 bis 24 Jahren, bei Frauen einen flacheren bei 15 bis 29 Jahren und einen zweiten, niedrigeren Gipfel im Menopausenalter bei 45 bis 49 Jahren. Die Erklärung, bestätigt im Tierversuch, ist eine Schutzwirkung durch Östrogen, durch Minderung der Sensitivität von D
2
-Rezeptoren. Sie wird durch erhöhtes genetisches Risiko antagonisiert.
Funktionelle und soziale Beeinträchtigung treten bereits in der Prodromalophase auf. Ihr Ausmaß ist vom Geschlecht und vom erreichten Status abhängig. Junge schizophrene Männer haben einen ungünstigeren sozialen Verlauf wegen eines früheren Krankheitsausbruchs und sozial negativen Krankheitsverhaltens. Im Alter kommt es nur noch zu milderer, vorwiegend paranoider Symptomatik und zu geringeren sozialen Einbußen. Schizophrenie ist eine Erkrankung aller Lebensalter ohne wesentlichen Geschlechtsunterschied in den lebenslangen Inzidenzraten, aber mit erheblichen Unterschieden in verschiedenen Lebensphasen.
Der Verlauf der Mittelwerte der Symptomdimensionen mündet 2 bis 5 Jahre nach der ersten Episode in ein Plateau. Dahinter stehen unregelmäßige Symptomexazerbationen von unterschiedlicher Dauer. Das Krankheitsgeschehen vermittelt nicht das Bild eines stabilen Residuums gestörter Hirnentwicklung oder eines kontinuierlich verlaufenden neurodegenerativen Prozesses, sondern den Eindruck repetitiver Krisenanfälligkeit.</description><subject>Medicine</subject><subject>Medicine & Public Health</subject><subject>Neurology</subject><subject>Neurosurgery</subject><subject>Originalien</subject><subject>Psychiatry</subject><subject>Psychopharmacology</subject><subject>Psychosomatic Medicine</subject><subject>Psychotherapy</subject><issn>0028-2804</issn><issn>1433-0407</issn><fulltext>true</fulltext><rsrctype>article</rsrctype><creationdate>2013</creationdate><recordtype>article</recordtype><recordid>eNp9jz1OxDAQRi0EEmHhAHS5gJcZ27GdCqEVf2IlCqC2nMQmXpZkZUMBFXfghpwER6GmmdFI8z59j5BThCUCqLMEgFhRQE650prKPVKg4JyCALVPCgCmKdMgDslRShvIjAIoyPKh7cPnuOujG4Irf76-SxcGN43ehbdtaHtX3kU7vEzn-TE58Hab3MnfXpCnq8vH1Q1d31_fri7WtMWqktSCt5xVttFMd05JAVx02lsBHSpRV1hzZYVCDa2wVjXouGe1bDygkuA5XxCcc9s4phSdN7sYXm38MAhmEjazsMnCZhI2MjNsZlL-HZ5dNJvxPQ655j_QL-ufV8s</recordid><startdate>201309</startdate><enddate>201309</enddate><creator>Häfner, H.</creator><creator>Maurer, K.</creator><creator>an der Heiden, W.</creator><general>Springer Berlin Heidelberg</general><scope>AAYXX</scope><scope>CITATION</scope></search><sort><creationdate>201309</creationdate><title>Schizophrenie – eine einheitliche Krankheit?</title><author>Häfner, H. ; Maurer, K. ; an der Heiden, W.</author></sort><facets><frbrtype>5</frbrtype><frbrgroupid>cdi_FETCH-LOGICAL-c1556-a0fa325ab828de764034d8fa40d174951937a47180c4aa7b1e3f296bf01760f33</frbrgroupid><rsrctype>articles</rsrctype><prefilter>articles</prefilter><language>ger</language><creationdate>2013</creationdate><topic>Medicine</topic><topic>Medicine & Public Health</topic><topic>Neurology</topic><topic>Neurosurgery</topic><topic>Originalien</topic><topic>Psychiatry</topic><topic>Psychopharmacology</topic><topic>Psychosomatic Medicine</topic><topic>Psychotherapy</topic><toplevel>peer_reviewed</toplevel><toplevel>online_resources</toplevel><creatorcontrib>Häfner, H.</creatorcontrib><creatorcontrib>Maurer, K.</creatorcontrib><creatorcontrib>an der Heiden, W.</creatorcontrib><collection>CrossRef</collection><jtitle>Nervenarzt</jtitle></facets><delivery><delcategory>Remote Search Resource</delcategory><fulltext>fulltext</fulltext></delivery><addata><au>Häfner, H.</au><au>Maurer, K.</au><au>an der Heiden, W.</au><format>journal</format><genre>article</genre><ristype>JOUR</ristype><atitle>Schizophrenie – eine einheitliche Krankheit?: Ergebnisse aus 25 Jahren ABC-Studie</atitle><jtitle>Nervenarzt</jtitle><stitle>Nervenarzt</stitle><date>2013-09</date><risdate>2013</risdate><volume>84</volume><issue>9</issue><spage>1093</spage><epage>1103</epage><pages>1093-1103</pages><issn>0028-2804</issn><eissn>1433-0407</eissn><abstract>Zusammenfassung
Hintergrund
Die ABC-Schizophrenie-Studie, über 25 Jahre von demselben Team durchgeführt, verfolgte zunächst das Ziel, Ausbruch, Prodromalphase und den Geschlechtsunterschied im Erstaufnahmealter der Schizophrenie zu klären. Die systematisch aufgebaute Studie gründete auf Teilergebnissen, neue Prüfhypothesen und neue Projektziele.
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Untersucht wurden Prodromalphase, erste Episode, mittel- und langfristiger Verlauf der Schizophrenie und ihrer Symptomdimensionen an einer bevölkerungsbezogenen Stichprobe von 276 Erstaufnahmen (= 232 ersten psychotischen Episoden; 12–59 Jahre) und einer Teilstichprobe von 130 Erstaufnahmen (115 ersten Episoden). Wir verglichen die Daten mit alters- und geschlechtsgematchten „gesunden“ Kontrollen und mit Erstaufnahmen unipolarer Depression. An davon unabhängigen 1109 konsekutiven Erstaufnahmen von Schizophreniespektrumsstörungen untersuchten wir Veränderungen der Symptomatik über die Lebensalter.
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Die Prodromalphasen von Schizophrenie und schwerer bis mittelschwerer Depression sind bis zum Auftreten positiver Symptome kaum unterscheidbar. Das häufigste Symptom im Gesamtverlauf der Schizophrenie, depressive Verstimmung, ist auch das häufigste Initialsymptom beider Krankheiten. Prodromale Depression prädiziert mehr depressive und positive Symptomatik in der ersten Episode, aber nicht im weiteren Verlauf.
Die Ersterkrankungen an Psychose – diagnostiziert nach ICD 9 (295, 297, 298.3/4) – erreichen bei Männern einen steilen Gipfel bei 15 bis 24 Jahren, bei Frauen einen flacheren bei 15 bis 29 Jahren und einen zweiten, niedrigeren Gipfel im Menopausenalter bei 45 bis 49 Jahren. Die Erklärung, bestätigt im Tierversuch, ist eine Schutzwirkung durch Östrogen, durch Minderung der Sensitivität von D
2
-Rezeptoren. Sie wird durch erhöhtes genetisches Risiko antagonisiert.
Funktionelle und soziale Beeinträchtigung treten bereits in der Prodromalophase auf. Ihr Ausmaß ist vom Geschlecht und vom erreichten Status abhängig. Junge schizophrene Männer haben einen ungünstigeren sozialen Verlauf wegen eines früheren Krankheitsausbruchs und sozial negativen Krankheitsverhaltens. Im Alter kommt es nur noch zu milderer, vorwiegend paranoider Symptomatik und zu geringeren sozialen Einbußen. Schizophrenie ist eine Erkrankung aller Lebensalter ohne wesentlichen Geschlechtsunterschied in den lebenslangen Inzidenzraten, aber mit erheblichen Unterschieden in verschiedenen Lebensphasen.
Der Verlauf der Mittelwerte der Symptomdimensionen mündet 2 bis 5 Jahre nach der ersten Episode in ein Plateau. Dahinter stehen unregelmäßige Symptomexazerbationen von unterschiedlicher Dauer. Das Krankheitsgeschehen vermittelt nicht das Bild eines stabilen Residuums gestörter Hirnentwicklung oder eines kontinuierlich verlaufenden neurodegenerativen Prozesses, sondern den Eindruck repetitiver Krisenanfälligkeit.</abstract><cop>Berlin/Heidelberg</cop><pub>Springer Berlin Heidelberg</pub><doi>10.1007/s00115-013-3788-6</doi><tpages>11</tpages></addata></record> |
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