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Die Pandemie offenbart die Defizite des transnationalen Menschenrechtsschutzes: Ein Plädoyer für eine Konfliktperspektive auf globale Lieferketten

Zusammenfassung Die Corona-Pandemie hat zu massiven Disruptionen globaler Lieferketten geführt und damit die Exportökonomien vieler Produktionsländer existenziell getroffen. Besonders dramatisch ist dies für die Arbeiter:innen am Anfang der Wertschöpfungskette. Die Verletzungen international anerkan...

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Published in:Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung 2020-10, Vol.9 (2), p.429-441
Main Authors: Scheper, Christian, Vestena, Carolina A.
Format: Article
Language:ger
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Description
Summary:Zusammenfassung Die Corona-Pandemie hat zu massiven Disruptionen globaler Lieferketten geführt und damit die Exportökonomien vieler Produktionsländer existenziell getroffen. Besonders dramatisch ist dies für die Arbeiter:innen am Anfang der Wertschöpfungskette. Die Verletzungen international anerkannter sozialer und ökonomischer Rechte in globalen Lieferketten sind heute massiver als vor der Krise und offenbaren ein weitreichendes Konfliktpotenzial. Der Beitrag verdeutlicht diese Situation beispielhaft für Brasilien und Indien und problematisiert auf dieser Grundlage globale Lieferketten als Thema der Friedens- und Konfliktforschung. Lieferketten sind Räume politischer Auseinandersetzungen um materielle und ideologische Bedingungen der Produktion, die durch eine Vielzahl institutioneller Kontexte und Akteure mitgestaltet werden. Ein umkämpfter Gegenstand ist dabei der mangelnde Arbeits- und Menschenrechtsschutz. Der dominante Weg zur Adressierung dieses Mangels sind die Institutionen und Praktiken der transnationalen privaten Governance durch Standards, Zertifizierung, Monitoring und Audits. In der Pandemie offenbaren diese ohnehin lückenhaften Ansätze, dass sie gerade in Krisenzeiten ungeeignet sind, um grundlegende Arbeits- und Menschenrechte zu sichern und bestehende Konflikte zu befrieden. Der Beitrag betont abschließend die Verbindung zwischen globalen Lieferketten und lokalen Konflikten und plädiert für eine Forschungsagenda zu „Lieferketten und Konflikt“.
ISSN:2192-1741
2524-6976
DOI:10.1007/s42597-020-00052-y