Mastzellen und Hyperinnervierung in vulvärem Lichen planus

• Main Authors: Eberz, B, Regauer, S
• Format: Conference Proceeding
• Language: ger
• ISSN: 0016-5751; 1438-8804
• DOI: 10.1055/s-0032-1313657

Fragestellung: Der Lichen planus zählt zu den chronisch-entzündlichen Erkrankungen der Haut und Schleimhäute mit Manifestionen in der Vagina und des Introitus vaginae. Dieser „erosive LP“ verursacht Schmerzen oder schmerzhaftem Juckreiz. Der Lichen planus gilt als Prototyp der lichenoiden Entzündung und wird durch eine simultane Produktion von proinflammatorischen TH-1 und anti-inflammatorischen TH-2-Zytokinen der Entzündungszellen hervorgerufen. TH-1-Zytokine zerstören Basalmembran und Epithel, TH-2- Zytokine sind für Fibrose und bindegewebige Umbauprozesse verantwortlich. Auch Mastzellen produzieren beide Zytokintypen und zahlreiche Wachstumsfaktoren und werden bei den Schmerzsyndromen interstitielle Zystitis und Vulvodynie als ursächlich angenommen. TH-1-Zytokine reizen sensorische Nervenfasern, Nervenwachstumsfaktor bewirkt neuronales Remodelling und Hyperinnervierung. Bisher finden sich keine Hinweise in der Literatur auf eine Mastzellbeteiligung in anogenitalen Lichen planus. Methodik: Wir untersuchten 48 Biopsate von vulvären Lichen planus immunhistochemisch mit Antikörper gegen Mastzelltryptase und PGP9.5, einem Marker für sensorische Nervenfasern auf das Vorliegen von Mastzellen und Innervierungsmuster. Ergebnisse: 10/48 Biopsien hatten ein dichtes lymphohistiozytäres Entzündungsinfiltrat=Vollbild eines LP, 32/48 zeigten atrophen oder hypertrophen fortgeschrittenem LP. 6/48 Patientinnen litten an erosivem LP. 46/48 Biopsate enthielten Mastzellen: 9/46 Biopsien mit 50 Mastzellen/mm2. In 10/48 Biopsate waren die Mastzellen massiv degranuliert. Intraepitheliale Nervenfasern wurden in 18/48 Patientinnen nachgewiesen, eine erhöhte Dichte subepithelialer Nervenfasern in 20/48 Biopsaten (10 davon hatten auch intraepitheliale Nerven) und abnormale dicke submuköse Nerven in 8/48 Biopsien. Biopsate von LP in klinischer Remission ohne Lymphozyten enthielten zahlreiche Mastzellen. Mastzelldichte und Hyperinnervierung in der kleinen Patientengruppe korrelierten jedoch nicht mit Krankheitsstadium oder Aktivität des LP. Schlussfolgerung: Erhöhte Mastzellen und Hyperinnervierung sind beim Lichen planus häufig und können die Schmerzhaftigkeit des LP und gelegentliches fehlendes Ansprechen von hoch-potenten Kortikosteroiden erklären. Mastzellen können daher als innovative Targets für Therapieoptionen in therapieresistenten Fällen ins Blickfeld rücken.