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Der Fornixinfarkt als seltene Ursache einer anterograden Amnesie

Eine 78-jahrige Patientin wurde mit akut aufgetretenen mnestischen Storungen in unsere Klinik uberwiesen. In der neuropsychologischen Untersuchung ergaben sich Schwierigkeiten beim Lernen und Abspeichern neuer verbaler Inhalte, insbesondere erfolgte kein Lernzuwachs bei Wiederholung sowie kein Profi...

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Bibliographic Details
Published in:Clinical neuroradiology (Munich) 2015-09, Vol.25 (S1), p.39
Main Authors: Vieweg, H, Mager, A.-k, Fresow, R, Lorenzen, J, Seidel, G, Hesselmann, V
Format: Article
Language:English
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Description
Summary:Eine 78-jahrige Patientin wurde mit akut aufgetretenen mnestischen Storungen in unsere Klinik uberwiesen. In der neuropsychologischen Untersuchung ergaben sich Schwierigkeiten beim Lernen und Abspeichern neuer verbaler Inhalte, insbesondere erfolgte kein Lernzuwachs bei Wiederholung sowie kein Profit vom unterstutzten Abruf (cued recall). Insgesamt lag somit eine anhaltende, isolierte, anterograde Amnesie vor. Die Differenzialdiagnostik dieses Syndroms umfasst hirneigene Tumore, Metastasen, Trauma mit diffusen axonalen Scherverletzungen, Korsakow Syndrom, Enzephalitiden, Depression, Prionenerkrankung mit Demenz, und Ischamien oder Blutungen mit Affektion des limbischen Systems. In der durchgefuhrten MRT-Untersuchung zeigten sich bilaterale Fornixinfarkte in der Phase der Schrankenstorung. Die isolierte anterograde Amnesie auf der Grundlage eines Fornixinfarktes ist eine extrem seltene Entitat mit weniger als 20 PubMed gelisteten Fachartikeln. Trotz ihres seltenen Vorkommens sollte sie als Differenzialdiagnose des akut einsetzenden, persistierenden amnestischen Syndroms bedacht werden. In diesem Kontext lasst sie sich insbesondere durch den schlagartigen Beginn der Symptomatik von den anderen Entitaten abgrenzen. Die Pathologie ist als Storung des limbischen Systems mit einer MRT-Untersuchung exakt darstellbar. Bei vermuteter mikroangiopathischer Genese werden sekundarpraventiv Thrombozyten-Aggregationshemmer eingesetzt. Prognostisch zeigt sich, aufgrund von Fasererholung und vermehrter Nutzung intakt gebliebener Nervenfasern, bei einem grossen Anteil der Patienten im Rahmen von Follow-up Untersuchungen zumindest eine partielle Restitution der beeintrachtigten Gedachtnisleistungen.
ISSN:1869-1439