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Konstruktivistische Epistemologie und politische Steuerung

Der in zahlreichen Disziplinen zu beobachtende metatheoretische Diskurs über Grenzen und Möglichkeiten der Formulierung »wahrer« Aussagen über »Wirklichkeit« ist in der Politikwissenschaft kaum produktiv gemacht worden. Sie vermeidet weitgehend theoretische und methodologische Erörterungen über den...

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Bibliographic Details
Published in:Zeitschrift für Politik 1996-01, Vol.43 (1), p.49-66
Main Authors: Noetzel, Thomas, Brodocz, André
Format: Article
Language:ger
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Description
Summary:Der in zahlreichen Disziplinen zu beobachtende metatheoretische Diskurs über Grenzen und Möglichkeiten der Formulierung »wahrer« Aussagen über »Wirklichkeit« ist in der Politikwissenschaft kaum produktiv gemacht worden. Sie vermeidet weitgehend theoretische und methodologische Erörterungen über den Charakter ihrer Realitätsbeschreibungen und steht so in der permanenten Gefahr, einem naiven Empirismus zu verfallen. Theoreme der Komplementarität und der epistemologische »linguistic turn« zahlreicher Geistes- und Sozialwissenschaften sind allenfalls als Marginalien in die politikwissenschaftliche Diskussion eingeflossen. Vor allem der erkenntnistheoretische Konstruktivismus hat die Bedeutung des Beobachters für jede Beobachtung herausgearbeitet. Den meisten Politikwissenschaftlern scheinen Reflexionen dieser Art jedoch unwichtig zu sein. Dieses erkenntnistheoretische Defizit manifestiert sich insbesondere im die Disziplin konstituierenden Bereich der politischen Steuerung. Deshalb wird im vorliegenden Beitrag anhand der epistemologischen Diskussion über den erkenntnistheoretischen Konstruktivismus die Kontur einer konstruktivistischen Politikwissenschaft entworfen und in ihren Implikationen auf das Problem der Beobachtung politischer Steuerung skizziert. The interdisciplinary discourse about limits and possibilities of phrasing »real« Statements about »reality« had no effect on political science. Without theoretical and methodological reflection on the description of »reality« the discipline is in danger to become slave to a naive empiricism. The theory of complementarity and the epistemological »linguistic turn« of many arts and social sciences have left their marks only as marginalia on the discussion of political science. Above all constructivism has discovered the significance of the observer for any observation. But this kind of reflection seems to be unimportant for the most political scientists. This epistemological deficit manifests itself particularly in the area of political steering which is constituted for this discipline. According to the discourse about epistemological constructivism this article outlines a political science based on constructivism and its implications on the problem of observing political steering.
ISSN:0044-3360