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Gegen das Gemeinwohl: Eine qualitative Studie zur Deutung der Dieselfahrverbote in Stuttgart

Als eine Folge des sogenannten Dieselskandals wurden in mehreren deutschen Städten Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge verhängt. Diese Fahrverbote waren und sind Gegenstand äußerst kontroverser öffentlicher Auseinandersetzungen. Stuttgart war die erste Stadt, in der flächendeckende Einfahrverbote...

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Published in:Soziale Welt 2020-01, Vol.71 (4), p.475-506
Main Authors: Sonnberger, Marco, Leger, Matthias
Format: Article
Language:ger
Subjects:
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Description
Summary:Als eine Folge des sogenannten Dieselskandals wurden in mehreren deutschen Städten Fahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge verhängt. Diese Fahrverbote waren und sind Gegenstand äußerst kontroverser öffentlicher Auseinandersetzungen. Stuttgart war die erste Stadt, in der flächendeckende Einfahrverbote für ältere Dieselfahrzeuge verhängt wurden. Basierend auf sieben Fokusgruppendiskussionen zum Thema Dieselfahrverbote, die im November und Dezember 2018 mit Stuttgarter*innen und Einpendler*innen aus dem Stuttgarter Umland durchgeführt wurden, arbeiten wir zentrale Aspekte der öffentlichen Wahrnehmung und Bewertung der Fahrverbote in Stuttgart heraus. Die Auswertung des Materials erfolgte in Anlehnung an die Codierschritte der Grounded Theory und hatte die Identifikation zugrundeliegender Deutungsmuster zum Ziel. Anhand des Materials lässt sich zeigen, dass die Deutung der Fahrverbote im Wesentlichen durch empfundene Ungerechtigkeit sowie unterschiedlich schattiertes Unverständnis und Skeptizismus gekennzeichnet ist. Als Adressatin geäußerter Kritik fungiert dabei in erster Linie die, oftmals abstrakt gehaltene, „Politik“. Basierend auf einer sozialen Gemengelage des Misstrauens gegenüber politischen Akteuren lässt sich ein zugrundeliegendes Deutungsmuster der „undurchsichtigen Interessenspolitik zum Nachteil der ‚einfachen‘ Bürger*innen“ identifizieren, das in zwei unterschiedlichen Argumentationsmodi kommuniziert wird. Die Ergebnisse lassen sich als eine Illustration des spezifischen Umgangs der Bürger*innen mit der Komplexität und Ambiguität sozialökologischer Transformationen interpretieren. As a consequence of the so-called diesel scandal, driving bans for older diesel vehicles were imposed in several German cities. These driving bans have been and still are the subject of extremely controversial public debates. Stuttgart was the first city to impose driving bans for older diesel cars covering the whole municipal area. Based on seven focus group discussions on the topic of diesel driving bans, which were conducted in November and December 2018 with Stuttgart residents and commuters from the Stuttgart area, we elaborate central aspects of the public perception and evaluation of the driving bans in Stuttgart. The analysis of the focus group material was based on the coding steps of Grounded Theory and aimed at identifying interpretive schemes. The analysis shows that the interpretation of the driving bans is essentially characterized by perceived injustice a
ISSN:0038-6073
DOI:10.5771/0038-6073-2020-4-475