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Produktivistische Ökologie: Der Energiebegriff der klassischen Moderne und seine Implikationen für eine kritische Soziologie

Zusammenfassung Diverse ökologisch orientierte Entwürfe der jüngeren soziologischen Theorie betrachten die Moderne als eine Gesellschaftsform, für die eine strikte Trennung von Natur und Gesellschaft konstitutiv ist. Nicht selten schließt sich daran die Forderung an, diese Trennung durch Einsicht in...

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Published in:Berliner journal für Soziologie 2023-12, Vol.33 (4), p.357-385
Main Author: Russ, Daniela
Format: Article
Language:ger
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description Zusammenfassung Diverse ökologisch orientierte Entwürfe der jüngeren soziologischen Theorie betrachten die Moderne als eine Gesellschaftsform, für die eine strikte Trennung von Natur und Gesellschaft konstitutiv ist. Nicht selten schließt sich daran die Forderung an, diese Trennung durch Einsicht in Kontinuitäten zu unterlaufen. Anhand einer Rekapitulation des modernen Diskurses um den Begriff der Energie zeigt der Artikel dagegen, dass die Vorstellung der Moderne als anti-ökologische Gesellschaftsform zu kurz greift: Sie unterschlägt, dass das „Herausarbeiten“ des modernen Menschen aus der Natur immer auch bedeutete, Gesellschaft selbst als naturbedingt, bisweilen gar als natürliche, zu begreifen. In einer historisch-soziologischen Analyse der Energiewirtschaft wird daran anschließend gezeigt, dass diese zwar eine reale Trennung zwischen natürlicher und menschlicher Arbeit vollzieht und verdinglicht, dabei jedoch eine darunterliegende Verbundenheit unterstellt. Denn die Realisierung dieser Trennung beruht gerade nich t auf der Vorstellung, Gesellschaft sei das Andere der Natur. Vielmehr folgten Wissenschaftler und Ingenieure der klassischen Moderne einer „produktivistischen Ökologie“, der zufolge Gesellschaft erst in ihrer energetischen Gattungsentwicklung zu ihrer natürlichen Bestimmung findet. Diese Vorstellung verliert seit den 1970er-Jahren an Überzeugungskraft. Wenn aber die ökologische Frage heute nicht nur in der Geschichte gescheiterter Trennungen, sondern auch in der Geschichte einer ökologischen Bestimmung des menschlichen Lebenszwecks steht, so das Resümee, dann bedarf es neben einer Kritik des ökologischen Denkens womöglich auch eines positiven Begriffs von energetischer Verdinglichung.
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Nicht selten schließt sich daran die Forderung an, diese Trennung durch Einsicht in Kontinuitäten zu unterlaufen. Anhand einer Rekapitulation des modernen Diskurses um den Begriff der Energie zeigt der Artikel dagegen, dass die Vorstellung der Moderne als anti-ökologische Gesellschaftsform zu kurz greift: Sie unterschlägt, dass das „Herausarbeiten“ des modernen Menschen aus der Natur immer auch bedeutete, Gesellschaft selbst als naturbedingt, bisweilen gar als natürliche, zu begreifen. In einer historisch-soziologischen Analyse der Energiewirtschaft wird daran anschließend gezeigt, dass diese zwar eine reale Trennung zwischen natürlicher und menschlicher Arbeit vollzieht und verdinglicht, dabei jedoch eine darunterliegende Verbundenheit unterstellt. Denn die Realisierung dieser Trennung beruht gerade nich t auf der Vorstellung, Gesellschaft sei das Andere der Natur. Vielmehr folgten Wissenschaftler und Ingenieure der klassischen Moderne einer „produktivistischen Ökologie“, der zufolge Gesellschaft erst in ihrer energetischen Gattungsentwicklung zu ihrer natürlichen Bestimmung findet. Diese Vorstellung verliert seit den 1970er-Jahren an Überzeugungskraft. Wenn aber die ökologische Frage heute nicht nur in der Geschichte gescheiterter Trennungen, sondern auch in der Geschichte einer ökologischen Bestimmung des menschlichen Lebenszwecks steht, so das Resümee, dann bedarf es neben einer Kritik des ökologischen Denkens womöglich auch eines positiven Begriffs von energetischer Verdinglichung.</description><identifier>ISSN: 0863-1808</identifier><identifier>EISSN: 1862-2593</identifier><identifier>DOI: 10.1007/s11609-023-00505-0</identifier><language>ger</language><publisher>Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden</publisher><subject>Abhandlung ; Ecology ; Energy ; Modernity ; Reification ; Social Sciences ; Social theories ; Social Theory ; Society ; Sociology ; Sociology of Culture</subject><ispartof>Berliner journal für Soziologie, 2023-12, Vol.33 (4), p.357-385</ispartof><rights>The Author(s) 2023</rights><rights>The Author(s) 2023. This work is published under http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ (the “License”). 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Vielmehr folgten Wissenschaftler und Ingenieure der klassischen Moderne einer „produktivistischen Ökologie“, der zufolge Gesellschaft erst in ihrer energetischen Gattungsentwicklung zu ihrer natürlichen Bestimmung findet. Diese Vorstellung verliert seit den 1970er-Jahren an Überzeugungskraft. 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