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Der Gefühlskapitalismus der Banken: Vom Ende der Gier als „ruhiger Leidenschaft

Beim Zusammenbruch der Finanzmärkte im Herbst 2008 stellte die „Gier" ein weit verbreitetes Deutungsschema der Entstehung der Krise dar. Im vorliegenden Aufsatz wird der Rekurs auf Gier nicht ideologiekritisch interpretiert, sondern als soziologische Information verstanden, die Auskunft über de...

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Published in:Leviathan (Düsseldorf) 2011-03, Vol.39 (1), p.39-53
Main Author: Neckel, Sighard
Format: Article
Language:ger
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Description
Summary:Beim Zusammenbruch der Finanzmärkte im Herbst 2008 stellte die „Gier" ein weit verbreitetes Deutungsschema der Entstehung der Krise dar. Im vorliegenden Aufsatz wird der Rekurs auf Gier nicht ideologiekritisch interpretiert, sondern als soziologische Information verstanden, die Auskunft über den Wandel ökonomischer Handlungsorientierungen im Finanzmarktkapitalismus gibt. In dem Maße, wie Banken sich gegenüber der Steigerungslogik spekulativer Renditen nicht mehr durch konkrete Organisationsziele abgrenzen, wird Gier zum Strukturprinzip des finanzökonomischen Handelns und verliert die zivilisatorisch erwünschte Fähigkeit, durch Bindung an langfristige wirtschaftliche Interessen sich zu einer „ruhigen Leidenschaft" (David Hume) zu verwandeln. In the aftermath of the financial crisis of 2008, "greed" emerged as a popular interpretation pattern of the meltdown of the global financial markets. This article examines this recourse on greed not in the light of a critique of ideology, but considers it as sociological information on the ongoing change in the orientation patterns of economic action in financial market capitalism. With the banks failing to set their own boundaries against the escalatory logic of speculative gains by setting specific organizational goals, greed becomes the structural principle of economic action. As a result, greed is no longer linked with long-term economic interests and loses the civilizing ability to be transformed into a "calm passion" (David Hume).
ISSN:0340-0425
1861-8588
DOI:10.1007/s11578-011-0107-0