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Schmerztherapie in deutschen Pflegeeinrichtungen im europäischen Vergleich: Ergebnisse der SHELTER-Studie

Zusammenfassung Hintergrund Ein erheblicher Teil von Pflegeheimbewohnern mit Schmerzen wird inadäquat behandelt. Internationale Vergleiche des Schmerzmanagements zwischen deutschen (D) und europäischen (EU) Pflegeheimen fehlen bisher. Zielsetzung Vergleichende Darstellung der Schmerztherapien in deu...

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Published in:Schmerz (Berlin, Germany) Germany), 2015-08, Vol.29 (4), p.411-421
Main Authors: Lukas, A., Mayer, B., Onder, G., Bernabei, R., Denkinger, M.D.
Format: Article
Language:ger
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Summary:Zusammenfassung Hintergrund Ein erheblicher Teil von Pflegeheimbewohnern mit Schmerzen wird inadäquat behandelt. Internationale Vergleiche des Schmerzmanagements zwischen deutschen (D) und europäischen (EU) Pflegeheimen fehlen bisher. Zielsetzung Vergleichende Darstellung der Schmerztherapien in deutschen und europäischen Pflegeheimen mit dem Ziel einer besseren Ressourcenallokation. Material und Methoden In dieser europäischen Multicenterquerschnittsstudie wurden n  = 4156 Pflegeheimbewohner mit dem interRAI-Instrument für Pflegeheime untersucht. Analysiert wurden n  = 1900 Schmerzpatienten (davon n  = 245 in D) einschließlich pharmakologischer und nichtpharmakologischer Schmerztherapien. Es wurden eine deskriptive Datenanalyse und Analyse des Zusammenhangs verschiedener Parameter mit Schmerz durchgeführt. Ergebnisse Mehr als drei Viertel aller Pflegeheimbewohner mit mindestens mittelstarken Schmerzen erhielten eine medikamentöse Schmerztherapie (D: 77,4 %; EU: 79,3 %). Die Zahl kombinierter nichtmedikamentöser und medikamentöser Therapien war in Deutschland höher als in den Vergleichsländern (etwa 13 % mehr). Ein Drittel der deutschen gegenüber einem Viertel der europäischen Pflegeheimbewohner mit mittelstarken bis starken Schmerzen erhielt keine oder nur eine Bedarfsmedikation. Unterschiede gab es auch bei der Medikamentenauswahl (D: Metamizol). Der Anteil der Bedarfsmedikation (allein oder in Kombination) lag in Deutschland um 13 % höher. Nur etwa 5 % aller Bewohner erreichten die empfohlenen Therapieintensitäten. Als wichtige Trigger einer medikamentösen Schmerztherapie in Deutschland konnten die Schmerzintensität und das Vorliegen eines Dekubitus identifiziert werden. Nichtmedikamentöse Therapien wurden seltener eingesetzt als medikamentöse (D: 46,8 %; EU: 39,2 %). Es fanden sich keine Unterschiede hinsichtlich der Anwendungshäufigkeit und Intensität nichtmedikamentöser Therapien zwischen Schmerz- und Nicht-Schmerzpatienten. Bei erfolgreicher medikamentöser Schmerztherapie wurden sie allerdings seltener eingesetzt. Schlussfolgerung Die aktuellen Daten belegen, dass in Deutschland und anderen europäischen Ländern immer noch große Defizite beim Erkennen und in der Behandlung von Schmerzen bei Pflegeheimbewohnern bestehen. Möglichkeiten der Verbesserung liegen im Erkennen von relevanten Schmerzen, dem adäquaten Einsatz einer Bedarfs- bzw. Dauermedikation und v. a. in der Anwendung von aktivierenden, nichtmedikamentösen Therapien.
ISSN:0932-433X
1432-2129
DOI:10.1007/s00482-015-0004-6