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Blutige Revolution, paradoxe Folgen: Der Umsturz in Rumänien von 1989 und sein Erbe

Der Umbruch in Rumänien im Jahr 1989 unterschied sich erheblich von den Ereignissen in den anderen kommunistischen Staaten Ostmitteleuropas. Er kam spät, verlief gewaltsam und brachte die zweite Garde des alten Regimes an die Macht. Wesen, Verlauf und Ausgang der „Rumänischen Revolution” werfen bis...

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Published in:Osteuropa (Stuttgart) 2019-01, Vol.69 (6/8), p.92-104
Main Authors: Petrescu, Dragoş, Wichner, Ernest, Huterer, Andrea
Format: Article
Language:ger
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Description
Summary:Der Umbruch in Rumänien im Jahr 1989 unterschied sich erheblich von den Ereignissen in den anderen kommunistischen Staaten Ostmitteleuropas. Er kam spät, verlief gewaltsam und brachte die zweite Garde des alten Regimes an die Macht. Wesen, Verlauf und Ausgang der „Rumänischen Revolution” werfen bis heute Fragen auf. Wer trägt die Verantwortung für den Tod von über 1000 Menschen? Handelte es sich überhaupt um eine „Revolution”, wenn das kommunistische Regime zwar abgelöst, doch die personelle und institutionelle Kontinuität groß war? Fest steht, dass der Umbruch in Rumänien paradoxe Folgen hatte. Es dauerte lange, bis sich die Demokratie etablieren konnte. Doch heute widersetzt sich die rumänische Gesellschaft stärker als in Polen und Ungarn der nationalpopulistischen und antieuropäischen Rhetorik der Regierung. Es ist, als hätte gerade der andere Verlauf des Jahres 1989 in Rumänien zum Heranwachsen einer Gesellschaft geführt, die sich gegen die Herrschaft korrupter und autoritärer Seilschaften wehrt. The essence, progress and outcome of the “Romanian revolution” still raises questions today. Who bears responsibility for the thousands of people who were killed or injured? Does the term “revolution” apply at all, in fact, when a communist regime was overthrown, but at the same time, a high degree of continuity in terms of personnel and institutions remained intact? The upheaval in Romania had paradox consequences. While the transition to democracy may have been more difficult than in Poland and Hungary, unlike in those countries, in Romania, no national populist, anti-European, authoritarian consensus emerged between the government and the people. For Romanian society, 1989 marked the beginning of a new protest culture against continued rule by corrupt, authoritarian coteries.
ISSN:0030-6428
2509-3444