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Amerika – Deutschland. Folgen einer transatlantischen Migration

Bei dem transatlantischen Migrationsprozeß zwischen Deutschland und Amerika im 19. Jahrhundert handelte es sich um einen komplexen Vorgang mit weitreichenden Folgen für beide Gesellschaften. Migranten transportierten die soziale Frage. Was in dem einen Land als Entlastung empfunden wurde, konnte die...

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Published in:Historische Zeitschrift 2005-12, Vol.281 (3), p.621-657
Main Author: Roth, Ralf
Format: Article
Language:ger
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Description
Summary:Bei dem transatlantischen Migrationsprozeß zwischen Deutschland und Amerika im 19. Jahrhundert handelte es sich um einen komplexen Vorgang mit weitreichenden Folgen für beide Gesellschaften. Migranten transportierten die soziale Frage. Was in dem einen Land als Entlastung empfunden wurde, konnte die Zunahme von Konflikten in dem anderen bedeuten. Im Amerika des 19. Jahrhunderts waren gewaltsame Konflikte im Gefolge der Zuwanderung keine Seltenheit. In Deutschland dagegen milderte die Auswanderung die soziale Konfrontation. Die deutsche Amerikaauswanderung war von zahlreichen bidirektionalen Folgewirkungen begleitet. In immer neuen Kreisen entfaltete sich eine Dynamik, die viele Bereiche des gesellschaftlichen Lebens diesseits und jenseits des Atlantiks erfaßte: Verkehr, Kommunikation und das Transportgewerbe weiteten sich aus, Handel, das Finanzgeschäft, der Technologietransfer entwickelten sich dynamisch, und es entstanden als Folge zahlreiche neue Industriezweige in Deutschland und in Amerika. Die von den Migranten begründeten Beziehungen schufen zwar keine Monopolstellung im gegenseitigen Austausch, aber es etablierte sich ein dichtes Beziehungsgeflecht, das Chancen schuf. Während viele Wirtschaftsbürger von dem transatlantischen Technologieaustausch in hohem Maße profitierten, zahlreiche Bürger der wilhelminischen Zeit im Gefolge der großen Migrationsströme das Land bereisten und zunehmend die Neue Welt als Land der Zukunft betrachteten, fallen die Zurückhaltung und die kulturellen Vorbehalte vieler Bildungsbürger auf, die in zahlreiche Versuche mündeten, die Phänomene in wissenschaftlichen Diskursen und Erklärungsansätzen begreifbar zu machen. Migration und die Austauschprozesse in ihrem Gefolge erweisen sich so betrachtet als komplexe Vorgänge voller Wechselwirkungen im sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Bereich, die in ihrer Konstellation jeweils neu zu würdigen sind.
ISSN:0018-2613