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Cín a olovo
Beide Metalle hatten in alter Zeit oft einen gemeinsamen Namen (lat. plumbum, urslav. olovo; weitere Beispiele aus dem alten Orient — Ägypten, Persien u. a. — finden wir in Schraders Reallexikon3). Sachlich wird hier dieser Zustand dadurch erklärt, daß Zinn und Blei öfters in Legierungen verarbeitet...
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Published in: | Listy filologické 1992-01, Vol.115 (2), p.47-53 |
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Main Author: | |
Format: | Article |
Language: | cze |
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Summary: | Beide Metalle hatten in alter Zeit oft einen gemeinsamen Namen (lat. plumbum, urslav. olovo; weitere Beispiele aus dem alten Orient — Ägypten, Persien u. a. — finden wir in Schraders Reallexikon3). Sachlich wird hier dieser Zustand dadurch erklärt, daß Zinn und Blei öfters in Legierungen verarbeitet wurden: Zinn sorgte darin für genügende Härte, Blei schützte vor der Zinnpest; wichtig war auch, daß der Schmelzpunkt bei Legierungen niedriger als bei reinem Zinn oder Blei ist. Daß olovo in urslav. Zeit eine Legierung von Zinn und Blei bedeutet hat, hat schon F. V. Mareš13 festgestellt. Bei lat. stannum ist das Verhältnis von Zinn und Blei ein anderes: stannum bezeichnete im klassischen Latein das Werkblei, erst gegen Ende des Altertums, wegen äußerer Ähnlichkeit, das Zinn. Das Baltoslavische kannte zwei Ausdrücke für Blei (resp. Bleilegierungen): svinbcb/ švinas und olovo/ alvas. Im Ostslavischen und Ostbaltischen setzte sich für 'Blei' svinbcb/švinas durch und olovo/alvas bedeutet 'Zinn', im Süd- und Westslavischen und im Westbaltischen wurde olovo (apreuß. alwis) zu 'Blei', und 'Zinn' wurde durch jüngere Entlehnungen (cín, cyna u. ä. aus dem Deutschen, kositer u. ä. aus dem Griechischen, kalaj aus dem Türkischen) ausgedrückt. In alter Zeit nannte man Zinn jedoch čistoje olovo, čistbcb (im alten Russland), ač. čistec. Der Einfluß von lat. plumbum album ist hier möglich. Ganz sicher ist er bei č. bílé olovo, skr. belo (bijelo) olovo, wohin es aus dem Latein der Alchymisten eingedrungen ist, wie es auch bei sporad. d. weiszbley der Fall war. Auch im Č. und Skr. ist der Ausdruck nur selten, und mit Beginn der wissenschaftlichen Terminologie ist er völlig verschwunden, samt dem lat. Vorbild. Die alchymistische Gewohnheit, Zinn und Blei als obě olova zu nennen, war im Čechischen des 16.–17. Jh. ein Anachronismus, denn schon das Altčechische unterscheidete beide Metalle (olovo — čistec) ganz genau; Fälle, wo man noch olovo als 'Zinn' erklären könnte, werden besprochen und widerlegt. Was die Herkunft der lat. und bsl. Ausdrücke betrifft, sind wohl alle aus unbekannten Quellen entlehnt. Versuche, sie aus idg. Wurzeln zu erklären (bsl. olovo/alvas aus idg. * el- 'leuchten', air. stán aus idg. * stag- 'tropfen') sind weniger wahrscheinlich. |
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ISSN: | 0024-4457 |