Loading…

Die Rolle der Muskulatur in der Manuellen Medizin

Aber auch in Bereichen der Medizin, in denen bislang der Fokus ausschließlich auf nichtmuskuläre Parameter gerichtete war, kommt es zu einer zunehmenden Berücksichtigung der Muskulatur. Dies gipfelt in der Aussage, dass der Untersuchung bzw. Im Bereich der Grundlagenforschung beschäftigen sich die m...

Full description

Saved in:
Bibliographic Details
Published in:Manuelle Medizin 2003-08, Vol.41 (4), p.264-267
Main Author: Beyer, W. F.
Format: Article
Language:ger
Citations: Items that this one cites
Online Access:Get full text
Tags: Add Tag
No Tags, Be the first to tag this record!
Description
Summary:Aber auch in Bereichen der Medizin, in denen bislang der Fokus ausschließlich auf nichtmuskuläre Parameter gerichtete war, kommt es zu einer zunehmenden Berücksichtigung der Muskulatur. Dies gipfelt in der Aussage, dass der Untersuchung bzw. Im Bereich der Grundlagenforschung beschäftigen sich die meisten Forscher mit immunhistochemischen und ultrastrukturellen Veränderungen, aber nur wenige wie beispielsweise Siegfried Mense mit klinischen Aspekten der Muskulatur bzw. ihrer funktionellen Störungen. Alltägliche und praxisrelevante Parameter wie Verkürzung, Triggerpunkte, Tonusveränderung durch unterschiedliche Gelenkpositionierung und viele andere sind nicht existent. Ein weiteres auffälliges Phänomen bei der Beschäftigung mit dem Thema Muskulatur besteht darin, dass in den meisten manualmedizinischen und physiotherapeutischen Lehrbüchern und Artikeln zwar viel über Muskulatur geschrieben und berichtet wird, dass jedoch nur selten die Orginalliteratur angegeben wird und so gut wie nie eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Arbeiten erfolgt. Unterschieden werden neben diesem Teufelskreismodell ("vicious cycle model") das Schmerzadaptationsmodell ("pain adaptation model") und das neuromuskuläre Aktivationsmodell ("neuromuscular activation model") [22]. Die Nozizeptoren in der Muskulatur stellen keine einheitliche Population dar. Histologisch handelt es sich um freie Nervenendigungen, die von langsam leitenden Typ-III- bzw. Ein gewichtiges Argument gegen das "Teufelskreismodell" besteht darin, dass im Tierexperiment die schmerzhafte Reizung eines Muskels sowohl zur Inhibition als auch zur Stimulation von α-Motoneuronen führen kann. Ein weiteres Argument besteht darin, dass nach intramuskulärer Injektion hypertoner Kochsalzlösung ein lang anhaltender Schmerz aber nur eine kurz anhaltende erhöhte EMG-Aktivität resultieren. Aber auch im Bereich funktioneller Störungen bzw. manualmedizinischer Therapien zeigen sich solche Auswirkungen von Gelenkbehandlungen auf die Muskulatur. Speziell beim Rückenschmerz werden veränderte Muster der neuromuskulären Aktivierung und Rekrutierung beschrieben. Zusammengefasst besteht somit zwischen Schmerz, Gelenk und Muskulatur eine intensive Wechselbeziehung. Bei Palpation kommt es zu einer kurzen fühlbaren Kontraktion ("local twitch response"), einer unwillkürlichen Ausgleichsbewegung ("jump sign") sowie zu einem "referred pain" [24].
ISSN:0025-2514
1433-0466
DOI:10.1007/s00337-003-0235-y